Ungewollte Schwangerschaft und jetzt?

Ungewollte Schwangerschaft und jetzt? 


Informationen rund um Beratung und Richtlinien für Schwangerschaftsabbrüche

 




Was für den Einen Glück bedeutet, kann für den Anderen der bloße Schrecken sein. Solch ein Moment ist beispielsweise der Blick auf den Schwangerschaftstest. Nachdem eine ungewollte Schwangerschaft feststeht, stellt sich die Frage: „Schwangerschaftsabbruch oder die Schwangerschaft fortsetzen?“. Die Thematik der Schwangerschaftsabbrüche berührt fundamentale gesellschaftliche Fragen: Ab wann ist der Mensch überhaupt ein Mensch? Ist dem Wohlergehen der Frau oder dem embryonalen-fetalen Leben Vorrang zu gewähren und inwiefern sollte sich die Politik und Religion in die persönlichen Angelegenheiten von Schwangerschaft/sabbrüchen einmischen? (vgl. Emma T. Bude „Abtreibungspolitik in Deutschland“, S.1, 2015 Springer VS). Die Debatte um Schwangerschaftsabbrüche ist einzigartig von moralisch-weltanschaulicher Natur, sie ist nicht lösbar durch mathematisch/naturwissenschaftlichen Wahrheiten (vgl. Emma T. Bude „Abtreibungspolitik in Deutschland“, S.1, 2015 Springer VS). Sie fordert Akzeptanz und Perspektivwechsel. 

Im Folgenden wird der Begriff „Abtreibung“ vermieden, da er früher einen illegalen Abbruch bezeichnete. Zusätzlich wird alleine die Rolle der Frau thematisiert, sicherlich wäre es spannend, wenn männliche/diverse Kommilitonen in den Kommentaren Stellung beziehen.

Viel Spaß beim Lesen, Leona Krause  

 

Inhaltsverzeichnis: 


1.     1. Politische Lage in Deutschland 


2.     2. Anlaufstellen im Falle einer Schwangerschaft zum vertieften Weiterlesen 


3.     3. Müssen Frauen sich nach einem Abbruch auf psychische Gesundheitsschäden einrichten?
 
4.     4. Polen bringt ein verschärftes Gesetz gegen Schwangerschaftsabbrüche auf den Weg 

 
5. 5. Bezüge zu den Bildungsplänen
 
 

     1.     Gesetzliche Lage in Deutschland

In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland relativ stabil um 100.000 Fälle gehalten. Seit den 1970er Jahren fällt die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche sogar stetig.





Das könnte verwunderlich erscheinen, da sich die Abtreibungsgesetze in den letzten fünfzig   Jahren einem großen Wandel unterzogen haben. Insgesamt wurden die Gesetze in Deutschland und West-Europa sehr viel liberaler. In der folgenden Tabelle ist dieser Wandel deutlich sichtbar: 

Emma T. Buddy Abtreibungspolitik in Deutschland, S. 12


Seit 1871 ist der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland unter §218 des Strafgesetzbuches geregelt. Somit sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland nur unter bestimmten Bedingungen straffrei. Und stellen so in der Rechtslage „eine nicht leicht durchschaubare Mischung aus Verbot und Erlaubnis des Schwangerschaftsabbruchs“ dar (Spieker 2008, S. 91).  


Bundesamt für Justiz, 
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218.html 
 

Bundesamt für Justiz, 
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__218a.html  


Aus den Gesetzen geht hervor, dass Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12 SSW straffrei  bleiben, insofern eine Beratung stattgefunden hat und bis zum ärztlichen Eingriff drei volle Tage vergangen sind.
     

Neben dem Fristenmodell gibt es auch das Indikationsmodell:

Schwangerschaftsabbrüche mit Indikationsstellung sind im Sinne der Gesetze gerechtfertigt. 
In welchem Fall eine Indikation ausgesprochen wird, findet ihr auf folgendem Link  https://www.familienplanung.de/beratung/schwangerschaftsabbruch/rechtslage-und-indikationen/#c5918 

 

Medizinische Indikation:  

Mit medizinischer Indikation kann ein Schwangerschaftsabbruch auch nach der zwölften Schwangerschaftswoche seit Einnistung ausgeführt werden. 

 

Dieses Gesetz wurde erst 2009 neu überarbeitet. Es brauchte eine Passung zwischen zwei sich gegenläufig verhaltenden Entwicklungen. Einerseits wurde durch die Pränataldiagnostik die selektive Abtreibungsrate behinderter Föten erhöht, andererseits wuchs das Bewusstsein der Gesellschaft für die Belange und Rechte behinderter Menschen (vgl. Emma T. Budde, Kapitel 5.3, 2015 Springer VS). Neu legte man fest, dass der Arzt zur mentalen Unterstützung der Frau eine Beratung anbieten muss und dass zwischen Diagnose und Eingriff drei Tage Bedenkzeit liegen müssen, bei akuter Lebensgefahr gilt dies nicht. Unter anderem führte auch der folgende Fall zu einer Neubearbeitung des Gesetzes:

 https://de.wikipedia.org/wiki/Oldenburger_Baby

 

Schwangerschaftsabbruch mit kriminologischer Indikation: 

Der Schwangerschaftsabbruch kann bis zur 22 Schwangerschaftswoche straffrei stattfinden. Für Ärzte*innen gilt jedoch die 12. Schwangerschaftswoche, weshalb es sich für Frauen schwierig gestaltet nach der 12. SSW eine Ärztin oder einen Arzt zu finden, die/der den Abbruch vornimmt (vgl. Emma T. Bude „Abtreibungspolitik in Deutschland“, S. 16, Springer VS) . 
Die Indikation erfolgt durch eine Ärztin bzw. einen Arzt, nicht durch die Staatsanwaltschaft/Polizei. Der kriminologischen Indikation muss zuvor keine Beratung vorausgehen. Beratungsstellen stehen aber zur Verfügung. 
 
Zu genaueren Informationen führt der folgende Link: 

https://www.profamilia.de/themen/schwangerschaftsabbruch


https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Fachpublikationen/Schwangerschaftsabbruch/8_Fakten_zum_Schwangerschaftsabbruch.pdf 


 

2.     Anlaufstellen im Falle einer Schwangerschaft zum vertieften Weiterlesen

Schwangere haben in der Regel einiges zu beachten bevor sie einen Abbruch vornehmen. Es folgen Fragen nach Kosten, Methoden der Abtreibungen und Unsicherheiten hinsichtlich der Entscheidung. Immer wieder entscheiden sich Frauen während der Beratung und den darauffolgenden Tagen für eine Schwangerschaft. Entscheidend ist, dass jede Frau für sich die richtige Beratungsstelle findet (religiös, losgelöst von Religion...). Unter den folgenden Links sind die Homepages, mit Leitbild und Orientierung der verschiedenen Beratungsstellen in Deutschland angegeben. Die Beratung ist kostenlos, während der Beratung ist es der Frau offengelassen über die Schwangerschaft zusprechen oder nicht, es wird jedoch empfohlen. Die Beratungsstellen beraten und unterstützen in der Regel auch Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch.  

Einige der folgenden Links führen zu Organisationen und Verbänden rund um Stuttgart. 

 

http://awo-schwanger.de/schwangerschaftsabbruch/index.html

 

https://www.profamilia.de/themen/schwangerschaftsabbruch

 

http://www.donum-vitae-stuttgart.de/schwkonfl.html

 

https://www.eva-stuttgart.de/nc/unsere-angebote/angebot/beratungsstelle-fuer-schwangere


 

3.     Müssen Frauen sich nach einem Abbruch auf psychische Gesundheitsschäden einrichten?

      Das Familienplanungszentrum Hamburg hat in einer Studie den Mythos entlarvt, dass Schwangerschaftsabbrüche für Frauen grundsätzlich traumatisch seien. Sicherlich wünscht sich keine Frau einen Schwangerschaftsabbruch, ungewollte Schwangerschaften überraschen Frauen jedoch nicht selten. Die Angst vor psychischen Folgen treibt viele Frauen umher. Dass diese Angst jedoch auch Folge von der öffentlichen konservativen Meinung sein könnte, wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt; „so wird nicht mehr vom Embryo gesprochen, sondern vom ungeborenen Kind. Und es wird jeder Frau, die eine Abtreibung will, ein „Schwangerschaftskonflikt“ vorgeworfen“ (Z. Marina Knopf, Elfie Mayer, Elsbeth Meyer, Traurig und befreit zugleich“, S.4). Der folgende Link führt zu dem Buch „Traurig und befreit zugleich“ , hier werden u.a. die Ergebnisse zur Studie des Hamburger Familienplanungszentrums zur Frage von psychischen Folgen nach Schwangerschaftsstudien vorgestellt, Frauen berichten von persönlichen Erfahrungen und es werden hinderliche und förderliche Hilfestellungen zur psychischen Verarbeitung benannt.

http://abtreibung.at/wp-content/uploads/2009/04/traubefr.pdf


 

4.     Polen bringt ein verschärftes Gesetz gegen Schwangerschaftsabbrüche auf den Weg  


Proteste gegen das verschärfte Abtreibungsgesetz.
Süddeutsche Zeitung Magazin, 27. Oktober 2020, 16.05 Uhr 


In Europa hat Polen bereits schon länger eines der härtesten Abtreibungsgesetze, nun soll es weiter verschärft werden. Laut dem Gesetz sollen  schweren Fehlbildungen des Embryos nicht mehr als Grund für eine Abtreibung gelten. Frauen in Polen fühlen sich zunehmend ihrer Rechte auf (körperliche) Selbstbestimmung beraubt. Unter anderem führt dies dazu, dass immer mehr Frauen sich beispielsweise an Organisationen wie Ciocia Basia (Tante Barbara)  in Berlin wenden um außer Lande einen Abbruch vorzunehmen. Dieses Verhalten zeigt auch, dass Schwangerschaftsabbrüche zu jeder Zeit vorgenommen werden, ob legal oder illegal. Doch auch hier entstehen Ungerechtigkeiten, denn  solche Abbrüche sind häufig mit Kosten verbunden, die sich nicht jede Frau leisten kann. Wieder einmal wird deutlich, dass Schwangerschaftsabbrüche ein globales Thema sind.
Als Anregung zum Weiterlesen führen folgende Links: 


Ciocia Basia (Tante Barbara)


https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/11/polen-abtreibung-gesetz-verschaerfung-ciocia-basia-tante-barbara-interview.html

 

https://www.euractiv.de/section/gesundheit-und-verbraucherschutz/news/verschaerftes-abtreibungsrecht-nicht-nur-in-polen-ein-thema/

 

https://www.profamilia.de/ueber-pro-familia/aktuelles/219a-stgb-informationen-zum-schwangerschaftsabbruch



5. Bezüge zu den Bildungsplänen


Bildungspläne Baden-Württemberg















Quellen: 


- Emma T. Buddy, Abtreibungspolitik in Deutschland, VS Springer, ISBN 978-3-658-09723-3


- Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz,  https://www.bmjv.de/DE/Startseite/Startseite_node.html 


- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, https://www.bzga.de 


- ProFamilia, https://www.profamilia.de/themen/schwangerschaftsabbruch 


- AWO Bundesverband e.v, http://awo-schwanger.de/schwangerschaftsabbruch/index.html 


- Donum vitae, http://www.donum-vitae-stuttgart.de/schwkonfl.html 


- Eva Stuttgart, https://www.eva-stuttgart.de/nc/unsere-angebote/angebot/beratungsstelle-fuer-schwangere 


- Destatis, Statistisches Bundesamt Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/Home/_inhalt.html 


- Familienplanung.de, https://www.familienplanung.de/beratung/schwangerschaftsabbruch/rechtslage-und-indikationen/#c5918 


- Marina Knopf, Elfie Mayer und Elsbeth Meyer, Traurig und befreit zugleich, Hamburger Familienplanungszentrum, Rororo Sachbuch,   141 Seiten, ISBN 3-499-19953-X


- ProFamiliamagazin, 02.2009, ISSN 0175-2960

 

- Bildungspläne Baden-Württemberg, http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/Startseite 






 


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